Einblick in Kursunterlagen für einen TA-Workshop
Das Strukturmodell
Zur Illustration der Vielfalt menschlicher Äusserungen verwende ich gerne das folgende Struktur-Modell:
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Eltern-Ich-Zustand |
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Erwachsenen-Ich-Zustand |
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Kind-Ich-Zustand |
Und hier folgen noch zu den drei Ich-Zuständen die verschiedenen Zuschreibungen:
Wissen |
korrigieren und belehren |
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Werten |
tadeln und bestrafen / loben |
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Wiegen |
schützen und betreuen |
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Realität erfassen |
objektives Denken |
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Fakten prüfen |
„wissenschaftliches“ Vorgehen |
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Folgen bedenken |
eigene Entscheidungen fällen |
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Leiden |
Einengung, Angst, Trotz |
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Spielen |
Wissensdrang, Abenteuerlust, Kreativität |
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Geniessen |
Spontaneität, Hochgefühl, Begeisterung |
Das Strukturmodell zeigt, was in jedem Ich-Zustand ist und weist auf das „WAS“ oder den Inhalt hin.
Das Funktionsmodell unterteilt die Ich-Zustände so, dass ersichtlich wird, wie wir sie einsetzen. Es befasst sich mit dem „WIE“ oder mit dem eigentlichen Prozess.
Die einzelnen Ich-Zustände können einerseits nach der Herkunft (Strukturmodell) und andererseits auch nach dem Verhalten in Beziehungen (Funktionsmodell) betrachtet werden. Das Funktionsmodell ermöglicht einen besseren Zugang zu sich selbst und auch eine differenziertere Wahrnehmung anderer Menschen.
Im Eltern-Ich sind strukturell Aufzeichnungen von ungeprüft übernommenen Normen, Geboten, Verboten, Prinzipien, Maximen und damit zusammenhängenden Ereignissen aus der Kindheit und gegebenenfalls auch später gespeichert. Das Verhalten aus dem Eltern-Ich lässt sich daher auch vergleichen mit dem Abspielen alter Tonbänder, auf welchen die Normen gespeichert sind.
Im kritischen Eltern-Ich (kEL) beschäftigen wir uns gerne mit dem, was hätte sein sollen, die Vergangenheit spielt dann eine starke Rolle. Wir können uns dann schlecht damit abfinden, dass etwas nicht klappt, dass Menschen Fehler machen, zu spät kommen, unzuverlässig sind, die Unwahrheit sagen usw. In der Regel ist es dann wichtiger den Schuldigen zu finden als ein Problem zu analysieren oder gar zu lösen. Das kEL, wie auch das fEL wird unterteilt in einen positiven und einen negativen Anteil (siehe folgende Tabelle).
Wenn wir aus dem fürsorglichen Eltern-Ich (fEL) handeln, dann dürfen wir etwas tun und spüren Unterstützung (positiver Aspekt). Die dort gespeicherten Normen können uns vor Schaden bewahren. Hingegen kann das notwendige Sammeln von Erfahrungen erschwert oder gar blockiert werden, weil Überfürsorge einengend wirken kann (negativer Aspekt).
Das Erwachsenen-Ich wird im Funktionsmodell im allgemeinen nicht unterteilt. Die Entwicklung des ER beginnt im Kindesalter. Seine Entfaltung dauert in aller Regel lebenslang. Das Eltern-Ich und das Kind-Ich bilden sich allerdings früher und sind in vielen Fällen, von ihrem Einfluss auf unser Verhalten, wesentlich stärker.
Das ER ist auf die gegenwärtige Realität (Hier und Jetzt) und das objektive Sammeln von Informationen gerichtet. Es ist anpassungsfähig und intelligent. Es überprüft die gesammelten Daten objektiv, schätzt Wahrscheinlichkeiten ein und trifft sachliche Entscheid-ungen. Typisch für das ER ist, dass es Fragen stellt, bevor es eine Stellungnahme abgibt. Das ER ist nicht nur in unserem Verhalten anderen gegenüber ein guter Problemlöser, sondern es spielt bei unseren Auseinandersetzungen mit unseren eigenen Ich-Zuständen die wesentliche Rolle. Gegenüber dem kritischen Eltern-Ich hat das Erwachsenen-Ich die Aufgabe, die dort gespeicherten übernommenen Normen – unter Einbezug der Infos aus EL und K – darauf zu überprüfen, ob sie der Gegenwart und den augenblicklichen Interessen über-haupt noch entsprechen.
Das Kind-Ich wird zweifach unterteilt in angepasstes Kind (aK) und freies Kind (fK) und hat ebenfalls positive und negative Aspekte. Impulse, welche ein Kind von Natur aus hat, sind hier gespeichert. Also Aufzeichnungen aus frühen Erfahrungen, verbunden mit den entsprechenden Gefühlen und Grundanschauungen über sich selbst und andere. Reaktionen auf diese Ereignisse führen zum Funktionsmodell. Kinder können angepasst, die Kehrseite dieser Medaille heisst rebellisch oder frei/natürlich reagieren. Deshalb die zwei Unterteilungen:
Im angepassten Kind-Ich versucht man sich möglichst unauffällig zu benehmen und die Erwartungen anderer zu erfüllen. Wir richten uns nach Tausenden von Regeln, die uns sagen, wie wir zu leben haben, damit wir von der Umwelt akzeptiert werden. Dabei denken wir in der Regel nicht bewusst über diese Regeln nach. Es wird wenig zur Änderung unternommen, Alternativen werden nicht diskutiert – Passivität heisst das Losungswort – „es wird irgendwie schon gut kommen, man muss einfach etwas Geduld haben“. Im ok-angepassten Kind sparen wir viel seelische Energie – alles ist klar und läuft wie automatisch. Im negativ angepassten Kind schmollen wir auch als Erwachsene, in der Hoffnung, nach altem Muster etwas zu erreichen. Ein direktes Bitten oder Nachfragen steht nicht zur Diskussion.
Im rebellischen Kind-Ich können wir „nein“ sagen und sind selbstsicher (positiv), aber wir können auch trotzig und schmollend sein (negativ).
Im freien Kind-Ich(nat. K) werden Gefühle, Affekte und Impulse frei, unkontrolliert und unzensiert geäussert. Hier wird auch intuitiv und rasch entschieden – nicht analysiert wie im ER. Viele Erziehungsmassnahmen sind darauf ausgerichtet, das fK zu unterdrücken.
Jedem Ich-Zustand können bestimmte Verhaltensweisen, Formulierungen, Sprechweisen, Gesten und Körperhaltungen zugeordnet werden. Dies soll in den folgenden Tabellen aufgezeigt werden: siehe „Das Funktionsmodell“